Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität im Erwachsenenalter

Was ist ADHS?
Wie häufig ist die ADHS im Erwachsenenalter?
Was sind die Symptome der ADHS?
Was sind die Folgen?
Gibt es auch positive Auswirkungen?
Welche Ursachen werden vermutet?
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Was sind Stimulanzien?
Welche Nebenwirkungen haben Stimulanzien?
Was sind Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer?
Wo gibt es Informationen und Hilfe im Internet?

Was ist ADHS?

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ist eine Erkrankung, die im Kindesalter beginnt und im Erwachsenenalter bestehen bleiben kann. Sie ist gekennzeichnet durch eine verminderte Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Ihr liegt eine gestörte Informationsverarbeitung in bestimmten Hirnbereichen, die für die Verhaltens- und Gefühlssteuerung zuständig sind, zugrunde.

Die Impulsivität zeigt sich darin, dass Antworten gegeben werden bevor Fragen zu Ende gestellt sind,  es kommt zu unüberlegten Handlungen, das Warten fällt oft schwer, Betroffene sind ungeduldig. Die Stimmung kann stark schwanken, Wutausbrüche bei verminderter Frustrationstoleranz treten auf.

Wie häufig ist die ADHS im Erwachsenenalter?

In der Allgemeinbevölkerung sollen etwa 4 % der Erwachsenen an ADHS leiden. Im Kindesalter ist ADHS bei Jungen vier bis neunmal häufiger als bei Mädchen, die aber möglicherweise häufiger an einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivitätvität leiden und daher nicht so auffällig sind. Bei vielen der im Kindesalter mit ADHS diagnostizierten Patienten bestehen einige oder alle Symptome auch im Erwachsenenalter weiter. Die hyperaktive Symptomatik und die Impulsivität nehmen eher ab als die Konzentrationsstörung. Einzelne Symptome der ADHS im Erwachsenenalter sind in der Bevölkerung weit verbreitet ohne dass eine Krankheit vorliegt.

Was sind die Symptome der ADHS?

Die Kernsymptome Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulskontrollstörung kommen in unterschiedlicher Ausprägung vor. Es werden ein vorwiegend unaufmerksamer Typ, ein vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ und ein Mischtyp unterschieden. Die Symptome bestehen nicht nur phasenweise, sondern schon ein Leben lang, seit der Kindheit.

Typisch sind Schwierigkeiten, längere Zeit bei einer Tätigkeit oder Aufgabe zu bleiben, wichtige Punkte auszuwählen und Ablenkungen zu widerstehen. Vergesslichkeit, häufiges Verlieren oder Verlegen von Gegenständen wie Autoschlüssel oder der Brieftasche sind typisch. Betroffene haben ein Gefühl der ständigen inneren Anspannung und Unruhe. Rasche Stimmungsschwankungen treten auf. Hyperaktive wirken zappelig und ruhelos. Sie trommeln mit den Fingern oder wippen mit dem Fuß. Still zu sitzen fällt ihnen schwer, es besteht das Bedürfnis nach permanenter Bewegung. Manche können ununterbrochen reden. Sie empfinden oft Langeweile.

Was sind die Folgen?

Die Betroffenen haben oft erhebliche Organisationsprobleme. Sie vergessen Termine, haben Probleme, ein Buch zu lesen, in Besprechungen zuzuhören. Ein planvolles Vorgehen gelingt nicht, der Überblick geht verloren. Sie leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl und meinen, trotz Bemühens keinen Erfolg zu haben und immer hinter den eigenen Möglichkeiten zu bleiben. Personen mit ADHS wechseln häufiger den Arbeitsplatz und werden mehr als andere gekündigt.

Partnerschaften sind häufig konfliktreich und weniger stabil. Unfälle treten besonders häufig auf. Geschwindigkeitsüberschreitungen, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Fahren unter Alkoholeinfluss und eine Tendenz zur Regelüberschreitung sind im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger. Unter jungen Männern in Haft finden sich überdurchchnittlich viele ADHS-Betroffene.

Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Depression, einer Angststörung oder einer Drogen- oder Alkoholabhängigkeit. Ein ausgeprägter Zigarettenkonsum entsteht aus der Erfahrung, das Nikotingebrauch die Symptome mildern kann.

Gibt es auch positive Auswirkungen?

ADHS-Erkrankte sind oft offen für Neues und kreativ, sensibel und hilfsbereit. Sie haben ene große Begabung, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und zur Improvisation. Bei entsprechendem Interesse kann die Aufmerksamkeit völlig ungestört sein. Gerade dieses Verhalten wird allerdings vom Partner, der Familie, Freunden oder Kollegen nicht verstanden.

Welche Ursachen werden vermutet?

Im Gehirn wird ein vorderes und ein hinteres Aufmerksamkeitssystem unterschieden. Während die Informationsvermittlung im vorderen v.a. durch den Botenstoff Dopamin vermittelt wird, spielt für die Funktion des hinteren vor allem der Botenstoff Noradrenalin eine wichtige Rolle. Fehlfunktionen dieser Botenstoffe haben Auswirkungen auf die Hirnfunktionen und somit auf das Verhalten und Erleben.

Genetische Bedingungen und Schädigungen vor oder während der Geburt werden als Ursache für das Entstehen eines ADHS angenommen. Als gesichert gilt, daß Nikotin- und Alkoholmißbrauch das Risiko für ADHS erhöht. Bei Frühgeborenen und Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht ist die Häufigkeit für das Auftreten eines ADHS besonders hoch.

Familien- und Umweltbedingungen, die unstrukturiert, chaotisch, und für das Kind unberechenbar sind führen zu einer Zunahme der Symptome.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Entscheidung für eine Behandlung bzw. die Wahl der Behandlungsweise ist abhängig vom Ausprägungsgrad, von den psychischen und sozialen Beeinträchtigungen sowie der Wertigkeit der Symptome im Zusammenhang mit vorhandenen Fähigkeiten.

Therapiemöglichkeiten:
1. Beratung, Psychoedukation
2. Psychotherapie
3. Medikamentöse Behandlung
4. Bezugspersonen einbeziehen
5. Selbsthilfegruppen
6. ergänzende Therapie bei begleitenden Störungen

Psychotherapie:

Vor allem eine Verhaltenstherapie wird empfohlen. Die Psychotherapie sollte mit einer medikamentösen Therapie  kombiniert werden, da einige Symptome, z. B. Aufmerksamkeitsdefizit und Impulsivität, eher durch Medikamente und andere, z. B. Organisationsverhalten, Verhalten in Beziehungen, eher durch Psychotherapie zu bessern sind.

Medikamentöse Behandlung:

Bislang sind in Deutschland Medikamente zur Behandlung von ADHS nur für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen zugelassen. Voraussetzung für die Verordnung bei Erwachsenen ist, dass der Patient erhebliche Symptome zeigt, es keine anderen Behandlungsmöglichkeiten gibt und Untersuchungen zur Wirksamkeit des entsprechenden Medikaments vorliegen.

Was sind Stimulanzien?

Sogenannte Psychostimulanzien (Methylphenidat) fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Sie wirken fördernd auf die Konzentration und vermindern Impulsivität und Hyperaktivität. Sie stehen im Verdacht, eine spätere Suchterkrankung zu verursachen. Untersuchungen haben aber gezeigt, dass eine frühe Behandlung das Risiko einer Suchtentwicklung eher verringern kann.

Welche Nebenwirkungen haben Stimulanzien?

Bitte beachten Sie, daß hier nur die wichtigsten Nebenwirkungen dargestellt werden können!

Appetitminderung, Schlafstörungen, Kopfdruck und Unruhe sind die häufigsten Nebenwirkungen. Bei einer Abhängigkeitserkrankung, bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Augeninnendruck sowie einem Anfallsleiden sollten sie nicht gegeben werden. Auch Schwangere sollten das Medikament nicht einnehmen.

Was sind Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer?

Seit einiger Zeit werden auch sogenannte Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt. Sie gelten als Mittel zweiter Wahl. Ein Medikament der Firma Lilly (Atomoxetin, Strattera®) reguliert in erster Linie die Verfügbarkeit des Botenstoffs Noradrenalin. Als häufigste Nebenwirkungen werden Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Müdigkeit genannt. Atomoxetin soll kein Missbrauchspotenzial besitzen.

Bitte beachten Sie, daß hier nur die wichtigsten Nebenwirkungen dargestellt werden können!

In zehn bis 15 Prozent der Fälle lassen sich durch Medikamente keine Behandlungseffekte erzielen. Keine Wirksamkeitsnachweise gibt es für alternative Ansätze wie Bachblüten-Therapie, Vitamin- und Mineraliengaben, Nahrungsmittelergänzungsmittel oder Algen.

Wo gibt es Informationen und Hilfe im Internet?

http://www.ads-hyperaktivitaet.de
Eltern/Erwachsenengruppe ADS-Hyperaktivität Frankfurt/Main

http://www.bv-ah.de
Selbsthilfegruppen-Bundesverband Aufmerksamkeitsstörungen/Hyperaktivität e.V.

http://www.ads-ev.de
Elterninitiative zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit AufmerksamkeitsDefizitSyndrom mit/ohne Hyperaktivität.

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