Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit
Was ist Alkoholmissbrauch?
Was ist Alkoholabhängigkeit?
Welche Symptome gibt es?
Was ist ein Alkoholentzugssyndrom?
Was ist ein Delirium tremens?
Wie häufig ist die Erkrankung?
Welche Ursachen gibt es?
Wie ist der Verlauf?
Welche Komplikationen gibt es?
Welche Folgekrankheiten gibt es?
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Welche Medikamente werden verabreicht?
Welche Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe gibt
es?
Der Konsum von Alkohol führt zu einer körperlichen oder psychischen Gesundheitsschädigung. Beispielsweise zu einer Leberschädigung oder zu einer depressiven Episode. Wiederholter Missbrauch führt zu einer Gewöhnung, aus der sich eine psychische und physische Abhängigkeit (Sucht) entwickeln kann.
Die Sucht entwickelt sich langsam, oft besteht vorher ein Missbrauch. Diese Entwicklung kann, etwas schematisch dargestellt, in den folgenden Phasen verlaufen:
Zunächst die "voralkoholische" Phase. Erleichterungstrinken, um Spannungen abzubauen. Dann die so genannte Prodromalphase, in der bereits heimlich getrunken wird, auch schon morgens. Gedächtnislücken ("Filmriss", "Blackout"), Verleugnung und Schuldgefühle. Drittens die kritische Phase mit Kontrollverlust nach Trinkbeginn, häufigen Räuschen, starkem Alkoholverlangen ("Saufdruck"), zunehmenden sozialen Problemen. Abstinenzversuche scheitern. Schließlich die chronische Phase, in der Alkohol zum wichtigsten Lebensinhalt wird, gravierende körperliche und psychosoziale Folgeschäden eintreten, schwere Entzugssymptome durch weiteren Alkoholkonsum vermieden werden müssen. Zuletzt kommt es zur Veränderung der Persönlichkeit, zur sogenannten alkoholischen Wesensänderung.
Dazu kommen die medizinischen Probleme, z.B. Magenschleimhautentzündungen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Lebererkrankungen, Herzschäden und andere. Den körperlichen Folgeschäden ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Siehe unter Komplikationen.
Persönlichkeitsveränderungen: Stimmungsschwankungen, Rücksichtslosigkeit, Reizbarkeit, Aggressivität, Eifersucht. Dissoziales Verhalten und sozialer Abstieg. Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
Viele Alkoholkranke leiden an einer Depression oder Angsterkrankung, häufig entwickelt sich die Abhängigkeit erst aufgrund dieser vorher vorhandenen Erkrankungen.
Körperliche Symptome: Zittern, Schwitzen, Blutdruckanstieg oder Blutdruckabfall, beschleunigter Pulsschlag, eventuell Kopfschmerzen, Übelkeit, Würgen, Erbrechen, Durchfall, Gesichtsrötung, Fieber, epileptische Anfälle.
Psychische Symptome: Schlaflosigkeit, Unruhe, Nervosität, Übererregbarkeit, Angst, Schreckhaftigkeit, Panikattacken, depressive Verstimmungen.
Der Konsum von Alkohol wird in unserer Kultur seit Jahrhunderten gebilligt und gefördert, der Konsum wird allgemein akzeptiert, Alkohol ist billig und einfach zugänglich. Dies erhöht bei Personen, die zu süchtigem Verhalten neigen, die Gefahr, auch tatsächlich abhängig zu werden. Psychosoziale Belastungen ("Stress") und ungünstige soziale und wirtschaftliche Bedingungen sind weitere Risikofaktoren.
Angehörige von Alkoholabhängigen haben ein drei- bis vierfach höheres Risiko, selbst eine Sucht zu entwickeln, durch Zwillingsstudien ließ sich eine Erblichkeit relativ gut belegen. Wahrscheinlich werden bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Neigungen, aber auch die unterschiedliche Verträglichkeit von Alkohol vererbt.
Alkohol und andere Suchtstoffe beeinflussen den Hirnstoffwechsel. Sie lösen angenehme Empfindungen aus oder unterdrücken unangenehme Gefühle, machen selbstsicher, lösen Angst und Anspannung. Im Gehirn wird ein "Belohnungssystem" vermutet, welches von den Suchtmitteln stimuliert wird. Das Gehirn gewöhnt sich an die Zufuhr dieser Stoffe, bestimmte Botenstoffe und deren Bindungsstellen im Gehirn werden beeinflußt, es entsteht eine psychische und körperliche Abhängigkeit.
Nach einem Alkoholentzug ohne anschließende Suchttherapie werden etwa achtzig Prozent der Erkrankten rückfällig. Nach Abschluß einer Langzeittherapie bleiben ca. fünfundsechzig Prozent mindestens ein Jahr und vierzig bis fünfzig Prozent längerfristig abstinent.
Leider sind viele Abhängige nicht zu einer Therapie zu motivieren oder brechen diese vorzeitig ab.
Die im folgenden beschriebenen Komplikationen beeinflussen den Verlauf in ungünstiger Weise ganz erheblich.
1. Erkrankungen des
Gehirns und des Nervensystems
2. Erkrankungen des
Magen-Darm-Traktes
3. Erkrankungen des
Herz-Kreislauf-Systems
Psychosoziale Folgeschäden sind ebenfalls zahlreich und schädigen sowohl den Erkrankten als auch seine Umwelt und die Gesellschaft. Dazu zählen zum Beispiel Arbeitsplatzverlust und Arbeitslosigkeit, Partnerschaftskonflikte und Trennung, Gewalt gegen Frauen und Kinder, gewalttätige Auseinandersetzungen, Kriminalität, Verkehrsunfälle und Führerscheinverlust, Obdachlosigkeit.
Erhöhte Selbsttötungsrate: Schätzungsweise zehn bis zwanzig Prozent der Abhängigen begehen Selbstmord, wobei bei gleichzeitiger Depression ein besonders hohes Risiko besteht.
Suchttherapien werden im allgemeinen in vier Phasen gegliedert. Im optimalen Fall sind diese vier Phasen miteinander verbunden und gehen ineinander über (Therapiekette):
1. Kontakt- und Motivationsphase:
Der Patient muß zunächst zur Einsicht gebracht werden, daß er an einer
behandlungsbedürftigen Erkrankung leidet. Dieser Schritt ist oft der
schwerste und vielfach scheitert die Behandlung bereits hier.
2. Entgiftungsphase:
Die körperliche Entgiftung sollte immer unter ärztlicher Kontrolle in
einer psychiatrischen Abteilung oder in einem Allgemeinkrankenhaus
erfolgen. Bereits in dieser Phase sollte der Patient über weitere
Therapiemöglichkeiten informiert und auf die sich anschließende
Entwöhnung vorbereitet werden. Ambulante Entgiftungen Zuhause sind
lebensgefährliche Abenteuer, auf die sich niemand einlassen sollte.
3. Entwöhnungsphase
Je nach Schweregrad der Sucht folgen nun ambulante oder stationäre
Kurzzeittherapien von bis zu sechs Wochen Dauer oder Langzeittherapien
von bis zu sechs Monaten Dauer. Diese Therapien finden in
spezialisierten Einrichtungen statt, in denen ein differenziertes
psychotherapeutisches Angebot von sozialarbeiterischen Maßnahmen
begleitet wird.
4. Rehabilitation/Stabilisierungsphase
Ambulante Nachbehandlung mit Einbindung in Selbsthilfegruppen,
ambulanten Einzel- und Gruppentherapien, Miteinbeziehung der
Angehörigen, eventuell berufliche Rehabilitation.
Anonyme Alkoholiker
Ingolstädter Straße 68a, 80939 München
http://www.anonyme-alkoholiker.de
Regionale Kontaktstellen bundesweit telefonisch unter 19295
Selbsthilfegruppe Sucht in der Arbeiterwohlfahrt
Oppelner Straße 130, 53119 Bonn
Blaues Kreuz in Deutschland
Freiligrathstraße 27, 42289 Wuppertal
http://www.blaues-kreuz.de
Bundesarbeitsgemeinschaft der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe
in
Deutschland, Selbsthilfeorganisation
Kurt-Schumacher-Straße 2, 34117 Kassel
Deutsche Guttempler Jugend (DGJ)
Moorkamp 5 20357 Hamburg
Deutscher Guttempler-Orden (I.O.G.T.)
Adenauerallee 45, 20097 Hamburg
Kreuzbund
Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige
Münsterstraße 25, 59065 Hamm
http://www.kreuzbund.de
Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS)
Westring 2, 59065 Hamm
http://www.dhs.de
Verband ambulanter Behandlungsstellen für
Suchtkranke/Drogenabhängige
Karlstraße 40, 79104 Freiburg
Verband Freier Einrichtungen in der Suchtarbeit (FES)
Königstraße 12, 90402 Nürnberg
Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V.
http://www.dg-sucht.de
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
http://www.bzga.de
Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im Diakonischen Werk der
Evangelischen Kirche e.V. (GVS)
http://www.diakonie.de